Wednesday, September 02, 2015

Prekäre Bibliotheksarbeiter_innen: Treffen am 17.9. in der @bibliovonunten, Podiumsdiskussion am Bibliothekar*tag

//Zitat//
Wir sind prekär. Wir arbeiten in Universitätsbibliotheken, der Nationalbibliothek, an Fachhochschulen, in Museen, in öffentlichen Büchereien, an Dokumentationseinrichtungen, sonstwo. Unsere Arbeitsverträge reichen von befristeteten Vollzeitstellen über unbefristete Teilzeitjobs, von geringfügiger Beschäftigung zu freien Dienstnehmer_innen, von Werkverträgen bis hin zu Kettenverträgen. Wir arbeiten an einer Stelle für 20 Stunden die Woche, wissend, dass es kaum eine Chance gibt, auf 40 Stunden aufgestockt zu werden. Wir haben Zweit- manchmal auch Drittjobs. Und immer öfter auch gar keinen.

Wir sind hervorragend ausgebildet und wissen doch, dass wir weniger ausgebildete Kolleg_innen verdrängen, indem wir auch deren Jobs übernehmen. Wir arbeiten in Praktika, für gar kein Geld. Wir arbeiten in Anstellungsverhältnissen für zu wenig Geld. Uns ist bewusst, dass die Situation von Bibliothekar_innen keine Ausnahme darstellt in Berufen, in denen in erster Linie Frauen arbeiten. Uns ist auch bewusst, dass die neoliberalen Doktrin die Ausbeutung von Arbeitskräften weiter forcieren bis Arbeitsrechte "überwunden" sind und die selbstverantwortliche ICH-AG jedes Konzept von Solidarität und Kollektivität verworfen hat. Wir sind prekär. Uns wird von noch privilegierten Betriebsrät_innen empfohlen, bei Gehaltsverhandlungen geschickter vorzugehen. Wir sind prekär. Uns wird von Kolleg_innen erklärt, dass Teilzeitarbeit zu mehr Freizeit führt. Wir sind prekär. Ohne spezifische Berufsvertretung und mit einer Vereinigung, die "die beruflichen Interessen" ihrer Mitglieder vertritt, gleichzeitig den "Wettbewerb sichert", die sich rühmt über die monatlichen Klicks auf publizierte Stellenausschreibungen und in der doch nur unsere aktuellen und baldigen Vorgesetzten das Wort haben. Wir sind prekär und nicht organisiert. Wir sind prekär und haben die Schnauze voll.

Um uns darüber auszutauschen, laden wir am 17. September 2015 ab 17:00 Uhr in die Bibliothek von unten, Wipplingerstr. 23, 1010 Wien zu einem get-together und anschließendem Fest ein, und würden uns über Ihr/euer Kommen freuen!
//zitatende//

Quelle: voeb-l.

kellerabteil: CIMG9414, aufgenommen am 1. Mai 2008, gefunden via Flickr, Lizenz CC-BY-NC

Diskussion am Bibliothekar*tag

Weil's dazu passt: Am Bibliothekar*tag wird es am Donnerstag die Podiumsdiskussion "Ich bin so frei - prekäre Arbeitsverhältnisse im Bibliothekswesen" geben. Abstract: "Hier ein Jahr Projektarbeit, dort eine halbe Karenzvertretung, Bewerbungen von AkademikerInnen fürs Magazin, keine Anrechnung von Vordienstzeiten, Aufnahmestopp, "working poor" – die Situation am Arbeitsmarkt für Bibliothekarinnen und Bibliothekare hat sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Wie kommen prekär Beschäftigte über die Runden? Welche Möglichkeiten fairer Beschäftigung bieten immer knapper werdende Mittel den Bibliotheken? Werden zu viele NachwuchsbibliothekarInnen ausgebildet? Wieviel Wissen geht verloren, weil Verträge schon wieder enden, wenn sich die MitarbeiterInnen gerade eingelebt haben? Persönliche Erfahrungen, gewerkschaftliches Engagement für prekär Beschäftigte und politische Handlungsoptionen stehen im Zentrum dieser Diskussion". Diskutant_innen sind Beate Neunteufel-Zechner (Betriebsrätin ONB, UGÖD), Nikolaus Hamann (Kribibi), Veronika Kronberger (GPA-DJP) und Werner Schlacher (VÖB-Präsident, Bibliotheksdirektor).
Selbst prekär in Bibliotheken Arbeitende sind gerne aufs Podium eingeladen - bitte um rasche Kontaktaufnahme. Da ich größtes Verständnis habe, wenn jemand lieber nicht so an die Öffentlichkeit gehen möchte, freue ich mich auch über Erfahrungsberichte, die ich vertraulich und anonym behandle. Ich war zwar selber acht Jahre lang ohne schriftlichen Vertrag beschäftigt, aber das war nicht im Bibliothekswesen und ist schon eine Zeitlang her.

Engagement innerhalb der VÖB

P.S. Wenn die VÖB keine Vereinigung bleiben soll, in der "nur unsere aktuellen und baldigen Vorgesetzten das Wort haben", besteht natürlich die Möglichkeit, sich dort einzubringen und sie von innen zu verändern. Auch ein Vorstandsamt zu bekommen, ist nicht sehr schwer (noch ein Ehrenamt, ich weiß schon).

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