Monday, December 01, 2014

Von Bücherfeen und Bibliotheksvampiren, Kolumne 2/2012

Seit 2012 habe ich eine Kolumne in der Zeitschrift "Büchereiperspektiven", die vom Büchereiverband Österreich herausgegeben wird. "Von Bücherfeen und Bibliotheksvampiren" beschäftigt sich mit der Darstellung von Bibliotheken, Bibliothekarinnen und Bibliothekaren in Belletristik und Film/Fernsehen. Die Büchereiperspektiven sind zwar eh online, aber ich möchte nun wöchentlich die bisher erschienenen Kolumnen auch in diesem Blog veröffentlichen.

Kolumne 2/2012
Horror – das sind sich mit schokoladeverklebten Fingern an Bibliotheksbüchern Vergreifende, das sind Bibliotheksvampire und Bücherzombies, das sind geifernde Ungeheuer hinter dem Schalter. Drei sehr unterschiedliche Beispiele: Die Kinderbibliothekarin Jane Jameson steht im Mittelpunkt der "Nice Girls Don't..."-Reihe von Molly Harper. Als sie im Sterben liegt, wird sie von einem Vampir gerettet – mit dem Resultat, dass sie fürderhin bei Sonnenlicht das Haus nicht mehr verlassen kann und ihr Kühlschrank mit Kunstblut der Marke "Faux Type 0" gefüllt ist. In den humorvollen und romantischen Büchern, die sich mehr an Erwachsene als an "Biss"-fanatische Teens richten, werden Janes Probleme mit der Vampirbürokratie, mit Werwölfinnen im Freundeskreis und Ghuls – nach Verwesung riechenden Untoten – in der Familie geschildert.

Durch gelungene Illustrationen und Typografie gefällt das von Michael Dahl geschriebene und von Bradford Kendall gestaltete Buch "Zombie in the Library", einer von vielen Bänden der Serie "Library of Doom". Diese Bibliothek ist die größte Sammlung geheimer und gefährlicher Bücher und wird vom anonymen, stets sonnenbrillenbewehrten "Librarian" bewacht. Der in diesem Band vorkommende Buchzombie trägt seinen Namen nicht zu Unrecht, denn "the stranger has no eyes. There is a book where its face should be". Das Buch wird vom Verlag für Kinder zwischen sechs und acht Jahren empfohlen und enthält ein Glossar für schwierigere Begriffe.
Auch zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung sorgt Stephen Kings Geschichte "Der Bibliothekspolizist" für Gänsehaut (im Sammelband "Nachts" bzw. "Four Past Midnight" enthalten). Der Text wurde der Pasadena Public Library gewidmet, und in der Vorbemerkung schreibt King: "Ich hatte als Kind Angst vor der Bibliothekspolizei gehabt – diesen anonymen Vollstreckern, die tatsächlich zu einem nach Hause kamen, wenn man seine überfälligen Bücher nicht zurückbrachte". Die Hauptfigur, der Versicherungsmakler Sam Peebles, befolgte den Ratschlag einer Kollegin, sich in der Bücherei etwas auszuborgen – dass er die zwei Bücher trotz der eindringlichen Warnungen der unheimlichen, silberäugigen Bibliothekarin nicht rechtzeitig zurückbrachte, sollte er bitter bereuen. Wenn Sie also jemals in einer Bibliothek das Namensschild einer gewissen Ardelia Lortz sehen sollten, laufen Sie am besten weg, so schnell es geht...

Hier alle bisher erschienenen Kolumnen zum Nachlesen:

  • Bibliothek als...: 4/2014 (Bibliothek als Treffpunkt, noch nicht erschienen), 3/2014 (Bibliothek als Arbeitsplatz, S. 59), 2/2014 (Bibliothek als Tatort, S. 61), 1/2014 (Bibliothek als Paradies, S. 63).
  • Film und Fernsehen: 4/2013 (Science Fiction, S. 45), 3/2013 (Krimiserien, S. 53), 2/2013 (Horror, S. 65), 1/2013 (Komödien, S. 59).
  • Belletristik: 4/2012 (Krimis, S. 59), 3/2012 (Comics, S. 57), 2/2012 (Horror, S. 71), 1/2012 (Liebesromane, S. 53).

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