Monday, November 24, 2014

Von Bücherfeen und Bibliotheksvampiren, Kolumne 1/2012

Seit 2012 habe ich eine Kolumne in der Zeitschrift "Büchereiperspektiven", die vom Büchereiverband Österreich herausgegeben wird. "Von Bücherfeen und Bibliotheksvampiren" beschäftigt sich mit der Darstellung von Bibliotheken, Bibliothekarinnen und Bibliothekaren in Belletristik und Film/Fernsehen. Die Büchereiperspektiven sind zwar eh online, aber ich möchte nun wöchentlich die bisher erschienenen Kolumnen auch in diesem Blog veröffentlichen.

Kolumne 1/2012
Mills & Boon, Harlequin, Berkley, Silhouette – so heißen die Buchfabriken, aus denen täglich Liebesromane der simpleren Art in Verlagsreihen wie "Desire" (Verlangen) oder "Temptation" (Versuchung) auf den Markt geworfen werden. Diese Romanhefte in Taschenbuchform sind eine äußerst ergiebige Quelle für fiktive Darstellungen von Bibliothekarinnen. Sie gewinnen sicher keine Preise für Feminismus, und manchmal möchte ich beim Lesen laut schreien. Was ich daran aber gut finde: Ein häufiges Handlungselement ist, dass die Hauptfiguren eine persönliche Krise überwinden, zum Beispiel sich aus einer Gewaltbeziehung lösen oder sich nicht mehr von ihren Lebensträumen abhalten lassen. Das kann für LeserInnen durchaus Ansporn und Trost sein.

Nehmen wir zum Beispiel Cindy Gerards 2003 bei Silhouette erschienenen Roman "The Librarian's Passionate Knight" (der Gleichklang von "Knight" – Ritter – und "Night" – Nacht – ist sicher nicht unbeabsichtigt): Die scheue Kinderbibliothekarin Phoebe wird von ihrem gewalttätigen Alkoholiker-Exfreund belästigt und bedroht, bis ihr der attraktive, vermögende, zweifache Mount-Everest-Besteiger Daniel zu Hilfe kommt. Zum Ende des Buches angelt sie sich nicht nur ihren Traummann, sondern gewinnt auch an Selbstbewusstsein und Selbständigkeit – und sorgt beim abgebrühten Draufgänger Daniel für weiche Knie. Weitere ausgesuchte Beispiele aus dieser Kategorie: Jennifer LaBrecque: "Barely Mistaken" (Harlequin), Nikki Benjamin: "The Major and the Librarian" (Silhouette), Lilian Peake: "The Library Tree" (Mills & Boon), Jennifer Morey: "The Librarian's Secret Scandal" (Silhouette). Für die Bücherei wohl keine sinnvolle Anschaffung, aber durchaus unterhaltsame und budgetschonende Urlaubslektüre.
Romane, in denen es um Liebe und Beziehungen geht, sind natürlich nicht von vornherein zu Kitsch und Klischee verdammt. Einfach reizend ist Hannsferdinand Döblers Roman "Ein Achtel Salz" aus dem Jahr 1955, die Geschichte eines jungen Ehepaars der Nachkriegszeit, das gerade eine bibliothekarische Ausbildung macht. Leicht, romantisch und humorvoll sind "Der Kerl vom Land" und die Fortsetzung "Mein Kerl vom Land und ich" von Katarina Mazetti, eine Liebesgeschichte zwischen einer Stadtbibliothekarin und einem Bauern (2002 unter dem Namen "Der Typ vom Grab nebenan" verfilmt).

Hier alle bisher erschienenen Kolumnen zum Nachlesen:

  • Bibliothek als...: 4/2014 (Bibliothek als Treffpunkt, noch nicht erschienen), 3/2014 (Bibliothek als Arbeitsplatz, S. 59), 2/2014 (Bibliothek als Tatort, S. 61), 1/2014 (Bibliothek als Paradies, S. 63).
  • Film und Fernsehen: 4/2013 (Science Fiction, S. 45), 3/2013 (Krimiserien, S. 53), 2/2013 (Horror, S. 65), 1/2013 (Komödien, S. 59).
  • Belletristik: 4/2012 (Krimis, S. 59), 3/2012 (Comics, S. 57), 2/2012 (Horror, S. 71), 1/2012 (Liebesromane, S. 53).

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