Thursday, February 24, 2011

Was wissen Aliens von unserer Alltagskultur?

Gestern habe ich auf Einsfestival den Dokumentarfilm "Was wird bleiben" von Knut Karger (Kamera: Diana Weilepp) gesehen. Wenn die Menschheit ausstirbt und irgendwann Außerirdische unseren Planeten entdecken, was würden sie vorfinden und (wie) könnten sie das deuten? Karger sprach zum Beispiel mit einem Mitarbeiter der International Time Capsule Society, die eine auf mehrere tausend Jahre angelegte Zeitkapsel verwahren und auf ihrer Website auch nützliche Tipps bereitstellen, wenn Ihr selbst mal eine bauen wollt. Interessant waren auch die Kulturpflanzen, deren Samen in einer Genbank gelagert werden, zum Teil in flüssigem Stickstoff eingelegt und jederzeit wieder verwendbar. Sie würden ohne Zutun des Menschen von ihren robusteren Ur-Verwandten überwachsen. Auch das Bayerische Hauptstaatsarchiv mit seinen Akten und Mikrofilmen und der Barbarastollen waren Thema. Natürlich wurde auch über die Voyager- und Pioneer-Sonden berichtet, die, wenn alles gut geht, unser Sonnensystem verlassen.
Es wurde angesprochen, dass die Aliens keinen Einblick in unsere Alltagskultur bekämen. Das trifft auf das Staatsarchiv wahrscheinlich zu, aber wie ist das mit den gesammelten Plakaten, Photos, Weblogs und Tweets? Ich denke, da kann man schon einiges über unseren Alltag ablesen.

Voyager Uranus, Photo einer Sonde im Orbit des Uranus
Bruce "FlyingSinger" Irving: "Voyager Uranus", 27. Dezember 2005, CC-BY-Lizenz

Ein interessanter Aspekt war auch, dass diese Aliens nicht nur die Möglichkeit haben müssten, unsere Schrift, Bilder, Videos etc. wahrzunehmen und als solche zu identifizieren, sondern dass sie überhaupt etwas wie "Vergangenheit" in ihrer Kultur kennen und die entsprechende Neugier dafür haben müssten.

Friday, February 18, 2011

Der unbeholfene Bibliothekar

"Er entdeckte zahlreiche Handschriften und war als Bibliothekar an verschiedenen Orten zuständig. Doch so genial er auch in seinen Arbeiten war, so unbeholfen war er im Umgang mit anderen Menschen. So verscherzte er es sich regelmäßig mit Professoren, dem Adel und auch den Frauen. Besonders bei letzteren war er lange Zeit überaus glücklos". Das Gelnhäuser Tageblatt im Artikel "Poetisch, politisch, populär - aber auch glücklos" über Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der offensichtlich Vorbild für so manche fiktionale Bibliothekare wurde.

23dingenvoormusea: "Graf van Hoffmann von Fallersleben", aufgenommen am 3. Oktober 2009

Wednesday, February 16, 2011

wer weniger als 1500 Euro verdienen tut...

Manchmal hat es was Gutes, wenn man etwas herschenken will, die beschenkte Person es aber schon hat und man es dann einfach selbst behält. So kam ich zur Lektüre von Nikolaus Glattauers "Der engagierte Lehrer und seine Feinde" - die Kolumne im Datum hatte ich, aus einer LehrerInnenfamilie kommend, ja schon seit langem verfolgt. Eine meiner Lieblingspassagen, die mich irgendwie ans Bibliothekswesen und die Reaktion mancher Nicht-Bibliotheks-FreundInnen auf meinen Gehaltszettel erinnert:

"Wie viel tun Sie eigentlich verdienen, Herr Lehrer?"
"Glaub mir, Kevin, das willst du nicht wissen".
"Weniger als 1500 Euro, stimmt's?"
"Wieso weißt... äh.. . wieso kommst du jetzt auf 'weniger als 1500'?"
"Mein Vater sagt, wer weniger als 1500 Euro verdienen tut und trotzdem arbeiten tut, ist ein Trottel!"

gesprayter Schriftzug 'money making mello'
nevermindtheend: "money makin mello. at the Minneapolis central library", aufgenommen am 16. August 2008, gefunden auf Flickr.

Monday, February 14, 2011

Warten auf Godot Handwerker

Geschirrspüler ausräumen. Wäsche abnehmen. "Salzburger Nachrichten" von vorne bis hinten lesen. Alle zwei Minuten Handy checken. Zunehmend ärgerlich werden. All das kann man tun, während man auf den Handwerker wartet - bis man drauf kommt, dass man sich in der Woche vertan hat...

Photo, Kübel mit Rollen

Friday, February 11, 2011

Einbrüche über Facebook?

Eine Bekannte hat mich gewarnt, auf Facebook zu schreiben, wenn ich einen Wochenendausflug mache, da Einbrecher diese Information gerne nutzen. Ist das so? Ich meine die Frage jetzt nicht ironisch, sondern ganz ernst. Eure Meinung interessiert mich. Von den "Facebook-" oder "Foursquare-Einbrüchen" hab ich nämlich schon öfters was gelesen, zum Beispiel im "Zeit"-Artikel "Auch Einbrecher informieren sich bei Facebook" und im "Standard"-Beitrag "Einbrecher spionieren Opfer über Facebook aus".
Da meine Statusmeldungen nur teilöffentlich lesbar sind, würde das ja bedeuten, dass meine Bekannten bzw. FreundInnen an Einbrecher weitergeben, wo ich wohne, denn das steht auf Facebook nicht, und dass sie wissen, wann ich genau wegfahre und wann ich zurückkomme, ob sonst noch jemand zuhause ist, ob ich Alarmanlage und Wachhund habe etc. Statt Facebook auszuspionieren: Wär's da nicht einfacher, unter der Woche einzubrechen, wenn die meisten Leute in der Arbeit sind? Was wohl auf alle Fälle stimmt, ist, dass man Freundschaftsanfragen von unbekannten Personen besser nicht annehmen sollte, was aber anscheinend viele machen.

Tuesday, February 08, 2011

Führungen durch Ausstellung "Die Vermessung Wiens"

Die Ausstellung "Die Vermessung Wiens" macht mit der Persönlichkeit Adolph Lehmanns bekannt, der 1859 das Projekt des "Allgemeinen Wohnungsanzeigers" gemeinsam mit der Polizeidirektion entwickelte. Sie stellt die Adressbücher als spannende Forschungsquelle in den Mittelpunkt und erzählt von prominenten BewohnerInnen der Stadt, von der Spiegelung wichtiger stadthistorischer Veränderungen wie der Häusernummerierungen und Straßen(um)benennungen, von tausenden Branchen und heute ausgestorbenen Berufen, von forcierten Inseratenkampagnen und innovativen Marketingstrategien, vom Ausbreiten des Telephons und der Entwicklung des öffentlichen Sektors.

Am 17. und am 21. Februar, jeweils um 17 Uhr, führt Kuratorin Dr.in Nina Linke durch die Ausstellung und stellt im Anschluss für Interessierte die Recherche in den digitalisierten Wiener Adressbüchern ("Lehmann online") vor.

Photo vin Adressbuch mit Eintrag zu Egon Schiele   Photo von Büchern

Monday, February 07, 2011

Fachbücher für Jugendverein gesucht

Der Jugendverein 2getthere in Mattersburg sucht für die hauseigene Bibliothek Bücher zu folgenden Themen:

  • Psychologie und Lebensgestaltung
  • Soziologie und Armut
  • Nachhaltige Gesellschaft & Wirtschaft
  • Bio-Lebensmittel & Gesunde Ernährung
  • Solltet Ihr Bücher aus diesen Themenbereichen besitzen und nicht mehr brauchen oder neue Exemplare spenden wollen - bitte direkt dort vorbeibringen oder mir mitgeben, ich wohne ja nicht so weit entfernt!

    Regal mit Büchern in der Bibliothek des Mattersburger Jugendvereins 2getthere
    Büchersammlung des Vereins, Photo von der Website

    Thursday, February 03, 2011

    Markt und Produkt in der Bibliothek

    Über die Jobkralle hab ich im "Standard" unter der Kategorie "Business Intelligence / Datenmanagement" eine amüsante bibliothekarische Stellenausschreibung gefunden. Die Aufgabe der Leitung der AK-Bibliotheken in Villach und Klagenfurt klingt wirklich reizvoll, das will ich nicht bestreiten. Ich schmunzle nur über den Unternehmensberatungssprech in diesem Text:
  • "Die Entwicklung von Strategien und Plänen, die auch mit altgewohnten Denkweisen brechen dürfen" - jaja.
  • "Ihre besonderen Kenntnisse im Umgang mit Datenbanken, Schnittstellendefinition und EDV Netzwerken sind zwingend, um zukünftig noch moderner in Erscheinung treten zu können". Zweifellos sinnvoll, aber für mich klingt das mit der Schnittstellendefinition eher, als würden sie eine Programmierin suchen.
  • Und mein Favorit: "Sie werden für die Organisation von Veranstaltungen verantwortlich sein, 'Markt' und 'Produkt' sollen in ansprechendem Rahmen in Kontakt treten können!" Prust.
  • Photo eines Marktstandes mit einem Schild 'we love librarians'

    Michael Stephens: "Wider Shot of Pike Place Market PLA 2004", aufgenommen am 27. Februar 2004 in Seattle, CC-lizensiert

    Wienbibliothek auf Facebook

    Informationen rund um Sammlungen, Bestände, Photos und Veranstaltungen der Wienbibliothek im Rathaus gibt es seit heute auch auf Facebook. Wir freuen uns über einen virtuellen Besuch auf http://www.facebook.com/wienbibliothek, und ich freue mich, dass ich gemeinsam mit zwei anderen Kolleginnen die Seite betreuen darf! Die Seite kann natürlich auch ohne Facebook-Account besucht werden.

    Spam-Poesie

    "mein Name ist Frieden Ich sah Ihre E-Mail-Adresse und das Interesse, Sie zu kontaktieren, und auch gerne mehr über Sie erfahren, kontaktieren Sie mich wahr meine Email-Adresse von dort werde ich Ihnen meine Bilder OK brauchen Ihre fürsorgliche Liebe. Beifall".

    Photo von Dosenfleisch von Mike Lowe
    mike lowe: "SPAM (Hot & Spicy)", aufgenommen am 26. Jänner 2005

    Betulicher Polit-Plunder

    Alexander Purger in den Salzburger Nachrichten über unsere JungpolitikerInnen bei einer Fernsehdiskussion: "Die kommenden besten Köpfe der Nation waren allesamt unter 30, redeten aber einen betulichen Plunder wie 70-jährige Landeshauptmannstellvertreter daher".

    Tuesday, February 01, 2011

    Bibliotheksbestand des Tages

    Zandomeni, Josef (Hrsg.): Führer durch Wien bei Nacht, genannt der "Draher-Kalender". 7. Ausg. (Faschings-Ausgabe). Wien: J. Zandomeni, 1928 (Signatur A 130306)

    Das Führer durch Wiens Nachtleben beginnt gleich mit einer sanften Drohung: "Sie sind ein Feind Ihres Unternehmens, wenn Sie nicht Ihren Betrieb in den dreimal jährlich erscheinenden Führer durch Wien bei Nacht einschalten lassen". Die Broschüre verzeichnet "Vergnügungslokale und Gaststätten, in welchen Jedermann nach rühmlichst bekannter Alt-Wiener Art bei bürgerlichen Preisen und aufmerksamster Bedienung Frohsinn und Heiterkeit findet". Und diese bieten u.a. "täglich Doppelkonzert bei bekannt billigsten Preisen", "gut geheizte Säle", "Champres Separées" (kein Tippfehler von mir), "english spocken" (...), "ein Lokal heiterer Stimmung", "Klavierbenützung","täglich Witwenabend", "im Konzertraum täglich Meister Zieger", "Stimmungspianist", "ab 1 Uhr früh frisches Gulasch", "Publikumstanz".
    Im Ballkalender finden sich auch die Tanzveranstaltungen der "Wiener Hausbesitzersöhne und -töchter", der "Straßenbahner Hauptwerkstätte", der "Bregenzer Altbauern", der "Hochflugtaubenfreunde", des "Tischlermeistersöhne-Klubs" und des "Begräbniskostenbeitragsfonds der Deutschmeister". Ein Highlight der Ballsaison war sicher auch das "Alpine Klubkränzchen der Wiener Fleischselchersöhne".
    Darüber hinaus beinhaltet das Bändchen eine Taxameter-Abrechnungs-Tabelle und einen Zugfahrplan.

    Wir san's jo gwohnt

    Nette Benutzerin nach mehrstündigem Herumhantieren mit sehr unhandlichen Wien-Plänen: "Wie mochen Sie des? Den gaunzen Tog lesen? Und des bei dem grellen Licht! I man, Sie san's jo gwohnt. I les jo a gern, aber des warat ma zvü. Und daunn a no immer in den Compjuta einischaun" ;-)

    Photo 'Big lamp on desk', Bowman Library

    bowmanlibrary: "big lamp on desk", aufgenommen am 7. September 2006