Saturday, August 09, 2008

bibliothekarischer Cerberus oder gar viereckigter Pedell

"Nur müssen in unseren Büchersäälen Lehrlinge und Lehrer nicht durch den mürrischen Blick eines bibliothekarischen Cerberus, oder gar eines viereckigten Pedellen verscheucht werden. Eine kleine schola urbanitatis für diese Diener des gelehrten Publikums halte ich für sehr nöthig, da ich den mächtigen Einfluß, den die belehrende Leutseligkeit dieser Männer auf den Fortgang des Wissens haben kan, überzeugend fühle, und durch Beyspiele unterstützen könnte. Eine einzige kleine Lehre, die dem Bücher fordernden Jüngling zu rechter Zeit zu Hülfe kommt, die beste Gradation in der Lecture anzeigt, auf die Realcataloge verweist, kann manchmal so viel nützen, als ganze akademische Vorlesungen. Im Gegentheil sucht der Musenfreund die einmal versagte Hülfe nicht so bald wieder, und schreibt die mürrische Begegnung des Bibliothekars auf die Rechnung des schweren Studirens, dessen gehäuften Verdrüßlichkeiten er bald gar unterliegt. So werden unsere Büchersääle nie die Börse des Wissens werden, und sie könnten es doch seyn".

Ignaz Mathes v. Heß hinterlassene Schriften über Schulen und Erziehung, Erster Theil, § 30, S. 23/24. Beigebunden zu: J.E. Mayer: Trauerrede auf den wohlgebohrnen Herrn, Herrn Mathes Ignaz v. Heß, des H.K.K. Ritter, der Weltweisheit Doktor, und ordentlichen öffentlichen Lehrer der literarischen und allgemeinen Weltgeschichte. Wien : Joseph Kurzböck 1776 [Signatur A 222007]

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