Friday, September 29, 2006

Dichten oder Kochen?

Das Literaturhaus Mattersburg startet mit seiner neuen Diskussionsreihe "Toujours Literatur. Vom Schreiben und Lesen". Am 3. Oktober um 19 Uhr sprechen der Ö1-Literaturjournalist und Gastrokritiker Konrad Holzer, die Geschäftsführerin der Wiener Kochbuchhandlung Babette's, Nathalie Pernstich, und der burgenländische Schriftsteller Peter Wagner mit Sabrina Hergovich über das Thema "Dichten oder Kochen?".
Dichten oder Kochen? - Zwei Themen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, werden mit einem Augenzwinkern in einen diskursiven Zusammenhang gebracht. Sabrina Hergovich rückt an diesem ersten Abend zwei sehr kreative Metiers in den Mittelpunkt ihrer Gesprächsrunde: Haben Schreiben und Kochen etwas gemeinsam? Was fasziniert an berühmten SchriftstellerInnen und was an bekannten KöchInnen? Warum ist das Interesse an Kochbüchern so groß? Können SchriftstellerInnen von KöchInnen lernen? Nach welchen kreativen Methoden entstehen Texte und Gerichte? Erzählen Gerichte Geschichten? Welche Bedürfnisse deckt die Literatur? Was können uns Bücher geben? Machen Bücher glücklich?

Open Access Policy des FWF

Der österreichische Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) verfolgt eine Open Access Policy. Auszug: "Der FWF erwartet, dass die mit seinen Mitteln finanzierten Forschungsergebnisse publiziert und dabei möglichst auch digital veröffentlicht und für den entgeltfreien Zugriff im Internet (Open Access) verfügbar gemacht werden. Die entsprechenden Beiträge sollten dazu entweder zusätzlich zur Verlagspublikation in disziplinspezifische oder institutionelle elektronische Archive (Repositorien) gestellt oder direkt in referierten bzw. renommierten Open Access Zeitschriften publiziert werden".

Quelle: FWF-Newsletter vom 29. September 2006

Bibliotheks-Neuerwerbungen

Ich werde in Zukunft hier nicht nur meine persönlichen Neuerwerbungen, sondern auch die Anschaffungen unserer Bibliothek im Bereich des Bibliotheks- und Archivwesens posten. Wenn man BibliothekarInnen ausbildet, ist man eben auch in der schönen Lage, entsprechende Literatur anschaffen zu können... Diese steht nebenbei bemerkt auch per Fernleihe zur Verfügung.
  • J. McGrath Cohoon, William Aspray (Hrsg.): Women and information technology. Research on underrepresentation. MIT Press 2006
  • Ian C. Ellis: Book finds. How to find, buy, and sell used and rare books. 3. Aufl. Perigee 2006
  • John Feather (Hrsg.): Managing preservation for libraries and archives. Current practice and future developments. Ashgate 2003
  • Nancy Courtney (Hrsg.) Technology for the rest of us. A primer on computer technologies for the low-tech librarian. Libraries unlimited 2005 (dieses Buch kann ich wirklich empfehlen - es behandelt in einfachen Worten die wichtigsten technischen Bereiche, von denen auch eine Nicht-Systembibliothekarin grundlegende Ahnung haben sollte: Netzwerke, RSS, RFID, Computersicherheit, WLAN, OpenURL, XML, OAI Protocol...)
  • J.H. Bowman: Essential Dewey. Facet 2005
  • Anke Heimberg (Hrsg.): "...das erste und einzige feministische Archiv in Marburg". 15 Jahre Feministisches Archiv Marburg. Ein Projekt der Studentinnen- und Frauenbewegung. BdWi 2005
  • Murray G. Hall / Christina Köstner: "...allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern...". Eine österreichische Institution in der NS-Zeit. Böhlau 2006
  • Römer, Helga (Hrsg.): Gefangene Leser. 20 Jahre Buch- und Medienfernleihe für Gefangene und Patienten. Kirschverlag 2006
  • Tuesday, September 26, 2006

    Digital reference services bibliography

    Bis September 2004 führte Bernie Sloan von der Graduate School of Library and Information Science der University of Illinois at Urbana-Champaign eine Digital reference services bibliography. Die Bibliographie enthält mehr als siebenhundert Beiträge in alphabetischer Reihenfolge.

    Handschriftenausverkauf

    Die Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes, Claudia Lux, fordert in einer Presseaussendung: "Kein Verkauf der Handschriften und Drucke der Badischen Landesbibliothek". Und weiter: "Der Deutsche Bibliotheksverband e.V. fordert die Baden-Württembergische Landesregierung auf, den notwendigen Betrag durch Stiftungen und andere Zuwendungen aufzubringen und als Ablösesumme an das Haus Baden zu übergeben, um die wertvollen Handschriften und Drucke der Badischen Landesbibliothek vollständig und dauerhaft als Eigentum des Landes und damit als öffentliches Eigentum zu sichern". - Siehe dazu vor allem die umfangreiche Berichterstattung von Klaus Graf im Archivalia-Weblog und in Netbib!

    Monday, September 25, 2006

    Ich bin mehrsprachig!

    "'Kärnten wird einsprachig!" plakatiert Jörg Haider. Wir hingegen sind stolz darauf, mehrsprachig zu sein! Tragen Sie sich ein für ein offenes und freundliches Österreich" unter www.ichbinmehrsprachig.at! - Derzeit sind unter den 2778 eingetragenen FremdsprachensprecherInnen zehn BibliothekarInnen.

    Bibliothekare fragen - Politiker antworten

    Der Büchereiverband Österreichs erhob unter den Klubobleuten der Parlamentsparteien, durch welche Maßnahmen sie "die augenscheinlichen Defizite und Mängel [im Bibliothekswesen] zu beheben und die österreichischen Öffentlichen Bibliotheken auf europäisches Niveau heranzuführen" beabsichtigen. Die Antworten auf "Bibliothekare fragen - Politiker antworten". Wenn ein Minimum vom hier Angekündigten verwirklicht wird, kann man schon ein wenig zuversichtlicher in die Zukunft sehen ;-)

    Bibliothekarische Zauberflöte

    In den Salzburger Nachrichten von letztem Donnerstag wird über eine Aufführung der Zauberflöte im Salzburger Landestheater berichtet, die einen Bezug zum Bibliothekswesen, im speziellen zur Anna-Amalia-Bibliothek, hat:

    "In Erinnerung an dieses tragische Ereignis des Verlusts eines erheblichen Teils einer zum Unesco-Weltkulturerbe zählenden Sammlung siedelte Halmen seine 'Zauberflöte' in der Anna-Amalia-Bibliothek an. Die verbrannte Stätte des Geistes wird zur schwarzen, finsteren Welt der Königin der Nacht, das Wiedererstrahlen der unversehrten Sammlung ist der Ort für Sarastros Reich. (...) Angelegt ist das Regiekonzept, wie Halmen verrät, als Traum Taminos. Er flieht am Anfang aus dem brennenden Haus, rettet wichtige Bücher, die ihm zur Waffe werden. (...) Die drei Damen sind Bibliothekarinnen (...)"

    Quelle: Karl Harb: "Ein besonderer Spielort". In: Salzburger Nachrichten, Kultur, 21. September 2006, S. 15 (zum Nachlesen)

    Einführung in VoIP, SIP und ENUM

    Am Freitag, dem 29. September 2006, lädt VIBE!AT, der Verein für InternetbenutzerInnen Österreichs, zu einem Voice-over-IP-Informationsabend mit Otmar Lendl, einem ausgewiesenen Experten, ins Metalab (Wien 1., Rathausstraße 6). Das Programm von Teil 1 behandelt: VoIP-Grundlagen, Codecs, RTP, SIP, ENUM. Was ist das und was kann ich damit machen? Wie funktionieren 0780-Nummern? - Start 19 Uhr. - Die Teilnahme steht allen Interessierten kostenfrei offen. - Anmeldung ist nicht erforderlich.

    Gekränkter Pluto?

    "Die Atmosphäre des Zwergplaneten kollabiert plötzlich und unkontrolliert", heißt es heute auf wissenschaft.de. Vielleicht kränkt er sich doch ein wenig, weil ihm der Planetenstatus aberkannt wurde.

    Neuerwerbungen

  • Rudolf Maurer: Versunkene Veste - vergessenes Dorf. Die Ortschaft Rohr bei Baden. Baden: 2000 (= Katalogblätter des Rollettmuseums Baden 27)
  • Friedrich de la Motte-Fouqué, Rudolf Maurer (Nacherzählung), Barbara Märzweiler (Illustrationen): Das Märchen von Undine. Baden 2002 (= Katalogblätter des Rollettmuseums Baden 41)
  • Hildegard Hnatek, Rudolf Maurer: Die Weltreise des Freiherrn von Doblhoff 1873/74. Baden: [1993?] (= Katalogblätter des Rollettmuseums Baden 1)
  • Rudolf Maurer, Eva Reutt: "...zu besserer erkanntnus". Hausnamen, Hauszeichen und Adreß:angaben im alten Baden. Baden: o.J. (= Katalogblätter des Rollettmuseums Baden 5)
  • Thursday, September 21, 2006

    Bibliothekartag-Impressionen, Tag 2

  • Bei der Wahl zum Vorstand der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) gab es für die Ämter der Präsidentin, der 1. und 2. Vizepräsidentin (bzw. männliche Ausgaben davon) jeweils nur eine Kandidatin. Spannende Wahl...
  • Österreich war weltweit das siebente Land, das eine Creative Commons-Lizenz erarbeitete.
  • Beim musikalischen und kulinarischen Abend in der Vorarlberger Landesbibliothek habe ich zwei Vorarlberger Lieder gelernt: "oh,oh, Vorarlberg, bist zwar als Land a Zwerg, klein, aber oho, holodrio" und "Rumpedibum is oa a Tanz, aber nur a kurzer; d'gschtumperte Muus hot oa an Schwanz, aber nur an kurzen".
  • Satz des Tages: "Library systems don't reflect the state-of-the-art of information systems" (Johan Eklund).
  • Heute haben wir gehört, dass angeblich weder Aleph noch Alephino in Zukunft weiterentwickelt werden, und es gibt eine Präsentation von Ex Libris über ein Produkt namens Primo. Mal sehen, ob wir in zwei Jahren wieder ein neues Bibliotheksverwaltungsprogramm brauchen.
  • Interessanter Vortrag über ein Projekt namens registeredcommons.org. Mehr darüber nach meiner Rückkehr.

  • Update: Wie Tanja Haberkorn von Ex Libris Deutschland mir mitteilte (siehe Kommentar), gibt es anscheinend weder für Aleph noch für Alephino einen Entwicklungsstopp... Interessant, dass das aber nicht nur ich so verstanden habe.

    Wednesday, September 20, 2006

    Bibliothekartag-Impressionen, Tag 1

    Ich werde während des Bibliothekartags hier meine Eindrücke festhalten. Hier Notizen für Tag 1, Dienstag.
  • Die Sitzung der "Kommission für Bibliothek und Öffentlichkeit" war nicht öffentlich ;-)
  • Mag.a Andrea Zemanek wurde einstimmig als Vorsitzende der "Kommission für Fachhochschulbibliotheken" bestätigt.
  • Der Gastredner der Eröffnung, Roger de Weck, rief eindringlich dazu auf, sich dem "Diktat der Flüchtigkeit" zu widersetzen.
  • Unsere Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Elisabeth Gehrer, betonte bei ihrer Ansprache: "Ohne sinnerfassendes Lesen sind alle anderen Bildungsanstrengungen umsonst". - Sie berichtete auch über ihre Zeit als Landesrätin in Vorarlberg, in der ein erfolgreiches Programm zur Kooperation von Schul- und öffentlichen Bibliotheken durchgeführt wurde. Ich frage mich, was sie in ihrer über zehnjährigen Amtszeit als Ministerin davon abgehalten hat, dieses Erfolgsmodell auf ganz Österreich auszudehnen.
  • Über zehn AbsolventInnen unseres Studiengangs nehmen am Bibliothekartag teil. Für Donnerstag haben wir ein Treffen arrangiert, darauf freue ich mich schon, weil ich - geographisch bedingt - nur wenige aus dieser Gruppe regelmäßig sehe.
  • Monday, September 18, 2006

    Digitale Nachlässe

    "Was hinterlassen uns Dichter, wenn sie ihre Manuskripte nur noch auf dem Computer schreiben?" fragte Norbert Kron im Jänner in der Welt. Titel: "Flammen des Digitalen". - "'Wie man digitale Nachlässe von Wissenschaftlern, Schriftstellern oder Musikern retten soll, ist ein völlig ungelöstes Problem', sagt Oliver Brandt vom Forschungsprojekt Kopal der Deutschen Bibliothek", berichtet Alexandra Bröhm unter dem Titel "Flüchtige Schätze" in Facts Online. - Ich liebäugele im Moment mit der Idee, meine Diplomarbeit über digitale Vor- und Nachlässe zu schreiben. Das würde den literaturwissenschaftlichen Aspekt der digitalen (auto-)biographischen Formen und den bibliothekarischen bzw. archivarischen Aspekt der Langzeitarchivierung und Bestandserhaltung beinhalten. Mal sehen - nächste Woche habe ich ein Gespräch mit einem potentiellen Diplomarbeitsbetreuer bzw. -begutachter, bis dahin sollte ich meine Gedanken und hunderttausenden Ideen geordnet haben...

    Bibliothekartag

    Von 19. bis 22. September bin ich beim Bibliothekartag in Bregenz. Ich werde versuchen, von dort zu berichten, weiß aber noch nicht, wie die Infrastruktur sein wird.

    Neuerwerbungen

  • H. Baumann: Londinismen (Slang and Cant). Wörterbuch der Londoner Volkssprache sowie der üblichsten Gauner-, Matrosen-, Sport- und Zunftausdrücke. 5. Aufl. Berlin: Langenscheidt 1924.
  • Giuseppe Culicchia: Paso doble. Milano: Teadue 1999
  • Stanislaw Lem: Solaris. Milano: Mondadori 2003
  • Emilio Salgari: Le meraviglie del Duemila. Avventure. Torino: Viglongo 1995 [1907]
  • Gutenberg zu groß

    Über der AmerikanerInnen mangelndes Verständnis für Ironie beklagt sich Eva Male im Spectrum der Presse vom 16. September 2006 (Titel: "Nation 'decaf'"): "In der Library of Congress in Washington wird man nicht nur vor, sondern auch nach dem Besuch durchleuchtet und gefilzt. (...) Wehe dem, der am Ausgang den halblustigen Scherz wagt, dass die Gutenberg-Bibel für seine Tasche ohnehin zu groß sei und er daher von der Idee, sie mitgehen zu lassen, wieder Abstand genommen habe. Ironie ist das, was viele Amerikaner nicht verstehen". - Weiterlesen kann man im neuen Buch Eva Males: "Amerika all inclusive. Von Air-Condition bis Zero-Tolerance", das diese Woche bei Molden erscheint (ISBN 3-85485-180-4).

    Österreichisches Literaturarchiv wurde 10

    Das Österreichische Literaturarchiv an der österreichischen Nationalbibliothek feierte am Donnerstag sein zehnjähriges Bestehen mit einem Symposion, das drei spannende Podiumsdiskussionen zu den Themen Kanonbildung, wissenschaftliche Aufarbeitung und Erwerbsstrategien umfasste. Hier einige Häppchen, die ich mir dabei notiert habe:

    Kanonbildung
  • Konstanze Fliedl meinte, dass Kanonfragen zunehmend nach finanzieller Machbarkeit und weniger nach inhaltlicher Bedeutung entschieden werden müssten; ihren DissertantInnen müsse sie Themen vorschlagen, die sie einfach und ohne großen finanziellen Aufwand bewältigen könnten.
  • Ulrich Raulff sprach von einer "urwüchsigen" Kanonisierung durch die Preise auf dem Autographenmarkt, wo Dokumente von "Weltnamen" als Spekulations- bzw. Anlageobjekte gehandelt würden, und durch den Kalender, wo "Schutzpatrone" für ganze Jahre andere im Dunkeln versinken lassen würden. Für Drittmittel brauche man große Namen, aber Archive müssten auch Halbberühmte und Vergessene sammeln.
  • Wendelin Schmidt-Dengler meinte mit einem Augenzwinkern, dass die Betonung des Sammelns der Breite auch einen gewissen Trost darstelle, wenn man die großen Namen nicht bekomme. Es gebe in Österreich zweitausend offiziell akkreditierte SchriftstellerInnen - wenn da jede/r zwanzigtausend Blatt hinterlassen würde, hätte man vierzig Millionen Blatt und müsste die gesamte österreichische Bevölkerung zu ArchivarInnen umschulen. Der Kanon beginne zunehmend ins Kapitale umzuschlagen - wenn Schriftsteller A für seinen Vorlass Summe x bekam, verlange Schriftsteller B garantiert die Summe 2x.
  • Irmgard Wirtz Eybl berichtete über spezielle Probleme der Kanonisierung schweizerischer Literatur angesichts der Viersprachigkeit.
  • Außerdem wurde - angesichts der Umbenennungen in "Deutsche Nationalbibliothek" und "Schweizerische Nationalbibliothek" - über den Begriff des Nationalen diskutiert. Wendelin Schmidt-Dengler plädierte dafür, den Begriff zu verwenden, solange es keinen besseren gebe, denn das bringe mit sich, dass der Staat sich nicht aus der Verantwortung ziehen könne für das kulturelle Erbe, das innerhalb seiner Grenzen geschrieben wurde. Konstanze Fliedl ergänzte, dass die Inhalte eines Literaturarchivs ja subversiv den Begriff des Nationalen unterlaufen würden.
  • Bernhard Fetz brachte die Edition als Möglichkeit zur Kanonisierung zur Sprache und erwähnte die Albert Drach-Ausgabe, mit der der österreichische Autor wieder in den Kanon der deutschen Literatur "eingebaut" werden soll.

  • wissenschaftliche Auswertung
  • Der Schriftsteller Josef Haslinger hat einen Teil seines Vorlasses dem Literaturarchiv verkauft und berichtete darüber mit gemischten Gefühlen: Er habe manchmal den Eindruck, seinen Kindern etwas entzogen zu haben, was sie später selbst verkaufen hätten können. Ein schlechter Roman, den er 1981 geschrieben und dessen Überarbeitung er mittlerweile endgültig aufgegeben habe, scheine nun in einem öffentlichen System auf - im Nachhinein gesehen hätte er die Unterlagen vor der Übergabe durchsehen sollen. Er habe aber dem Archiv nichts vorenthalten, denn seine vollkommene Demontage sei ihm wesentlich lieber als eine, die zitzerlweise über Jahrzehnte erfolgen würde.
  • Johann Holzner hob hervor, dass im Archiv ja nicht nur demontiert, sondern auch Texte, die zu Unrecht im Dunkeln schlummern, hervorgehoben würden.
  • Klaus Amann berichtete, während seines Studiums in den 70ern kein einziges Mal auf die Existenz eines Literaturarchivs und die Möglichkeit, dort wissenschaftlich zu arbeiten, hingewiesen worden zu sein. Er gab die existentielle Situation der Studierenden zu bedenken - diese müssten meist schnell fertig werden, die Archivarbeit sei aber eine intensivere und ungewissere Form des Arbeitens.
  • Daniela Strigl regte an, die Öffentlichkeit auf den unzulänglichen Umgang mancher ErbInnen mit Archivgut aufmerksam zu machen. - Klaus Kastberger sprach in diesem Zusammenhang von der "Psychopathologie des literarischen Erbens".
  • Josef Haslinger berichtete, sein Privatleben, das sich rund um den PC entwickelte, auch für das Archiv abzuspeichern - zum Beispiel eMail-Korrespondenz, iTunes-Dateien, Filme, digitale Photos -, was Daniela Strigl dazu veranlasste, vom "gläsernen Autor" zu sprechen.
  • Neue Ausgabe von "Recordkeeping"

    Soeben ist die neue Ausgabe des RecordKeeping magazine erschienen, wird im Newsletter der National Archives gemeldet. In der aktuellen Ausgabe befasst sich die Zeitschrift unter anderem mit "The Digital Archive Regional Pilot (DARP)" und "Paradigm: hands-on curation and preservation of born-digital personal archives". - Diese Zeitschrift ist "a quarterly publication from The National Archives for archivists, records managers, and all involved and interested in archives and records", enthält "news, case studies and examples of best practice from The National Archives and the wider archives and records management communities" und kann kostenlos als pdf heruntergeladen werden.

    Jutta Treiber ganz neu entdecken

    Die vielfach ausgezeichnete Kinder- und Jugendbuchautorin Jutta Treiber stellt am 21. September 2006 um 19 Uhr im Literaturhaus Mattersburg ihren neuen Roman für Erwachsene vor. "Die Zeit und Hannah" ist 2006 in der edition lex liszt 12 erschienen.

    Friday, September 15, 2006

    Was in Harvard besser ist

    "Einer, den unter den gegebenen Bedingungen in Österreich keine zehn Pferde zurückbringen könnten, ist der Harvard-Professor Viktor Mayer-Schönberger. (...) In Österreich, lautet seine Kritik, seien große Büros für Professoren wichtig. 'Dafür gibt Harvard kein Geld aus, sondern dafür, dass etwa Bibliotheken Samstag und Sonntag offen haben. Alles, was bei uns in Harvard als gut gilt, soll uns helfen, effizienter zu arbeiten. Ein großes Büro tut das nicht'."

    Quelle: Christiane Stegfellner, Karin Zauner: "Jagd auf die besten Köpfe". In: Salzburger Nachrichten, Wirtschaft, 11. September 2006, S. 13

    Wahlbeobachtung

    Man nenne mich Hellseherin: Ich denke, ich konnte bereits Wochen vor der Nationalratswahl den dümmlichsten Wahlslogan identifizieren: "Daham statt Islam" (Urheber-Partei leicht zu identifizieren). Aaaaaaaah! --- Interessante Beobachtung in Wien: Gut gekleideter Anzugträger mit riesigem SPÖ-Button steht vor dem Leitl-Schüssel-Plakat und diskutiert lautstark mit ihm. Dem Plakat.

    me @ library thing

    Zum Geburtstag habe ich ein Jahr LibraryThing geschenkt bekommen (merkt man, dass viele meiner Freundinnen Bibliothekarinnen sind?), und nun habe ich es endlich geschafft, gleichzeitig den Geschenkcode und einen Internetzugang parat zu haben und mich des Passworts wieder zu erinnern. Und nachdem ich bis 2001 meine Bücher in einer Access-Datenbank katalogisiert habe, habe ich gleich die praktische Import-Funktion von LibraryThing genutzt und eine Liste von ISBNs hochgeladen. Immerhin 884 Bücher wurden erkannt, und auch wenn ich noch die nicht erkannten und die nach 2001 erworbenen Bücher (und das sind viele) eintragen muss, kann ich nun mit Fug und Recht behaupten, dass ich einen eigenen Online-Katalog habe. - Übrigens gibt es bei LibraryThing auch Gruppen, und die mit 761 Mitgliedern weitaus größte ist "Librarians who LibraryThing". An nächster Stelle kommt mit 392 Mitgliedern die Gruppe der "Science Fiction Fans". Natürlich bin ich beiden sofort beigetreten ;-)

    Monday, September 11, 2006

    Madame Stephanè

    "Madame Stephanè war zu der damaligen Zeit die Bibliothekarin. Sie wachte mit Argusaugen über ihre Bücher und es gab Gerüchte, dass sie in einem Hinterzimmer schlief, um ihre Schätze Tag und Nacht persönlich zu bewachen. (...) Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass die Bibliothekarin fast sechzig war? Sie trug immer ein Kostüm, das an ihr wie eine Rüstung wirkte, ihre Haare waren zu einem straffen Knoten am Hinterkopf zusammengefasst und eine Eule wäre stolz auf ihre Brille gewesen".

    Aisling: "Evenings at Joe's – Mach mir den Tiger!" = Highlander Fan Fiction aus dem Jahr 2006

    Das Wunder eines Augenblicks

    Neues von den fiktionalen Bibliothekarinnen: Das Buch "True believer" von Nicholas Sparks ist nun auf Deutsch unter dem Titel "Das Wunder eines Augenblicks bei Heyne erschienen.
    Zum Inhalt: "As a science journalist with a regular column in Scientific American, Jeremy Marsh specializes in debunking the supernatural and has a real nose for the strange and unusual. A born skeptic, he travels to the small town of Boone Creek, North Carolina, determined to find the real cause behind the ghostly apparitions that appear in the town cemetery. What he doesn't plan on, however, is meeting and falling hopelessly in love with Lexie Darnell, granddaughter of the town psychic [= Bibliothekarin, Anm.]. Now, if the young lovers are to have any kind of future at all, Jeremy must make a difficult choice: return to the life he knows, or do something he could never do before—take a giant leap of faith" (Verlag).

    Information privacy

    "Information privacy is so abstract. It doesn't have neat physical boundaries and it isn't buried like ideas in our head. Information about you doesn't even have to come from you. Most of the computerized information is just bits and pieces, which individually don't seem very important. Unless the loss of privacy does you some immediate harm or irritation, you’re likely to ignore it" - Aus: Nelson King: "Pursuit of Privacy", August 2001

    Friday, September 08, 2006

    reading diary

  • recently finished: Franz Grillparzer: Das goldene Vließ 1 + 2 (Der Gastfreund / Die Argonauten)
  • currently reading: Franz Grillparzer: Das goldene Vließ 3 (Medea)
  • "Lesezeichen" für Christine Busta

    Wie derStandard.at gestern berichtete, wird die Autorin Christine Busta, die von 1950 bis 1975 als Bibliothekarin in den Büchereien Wien arbeitete, ab morgen mit einer Säule im Margaretener Klieberpark geehrt.

    Thursday, September 07, 2006

    Grabstellensuche

    Die Stadt Wien bietet auf ihrer Website eine Grabstellensuche an. Das ist recht nützlich, zum Beispiel wenn man wissen will, wie lange die Laufzeit des Familiengrabs noch ist, wann berühmte Leute gestorben sind und wo genau sie begraben liegen. - Mein Urgroßvater allerdings würde sich im Grabe umdrehen - hat er, norddeutscher Herkunft und namentlich leidgeprüft, doch Zeit seines Lebens in sämtlicher Korrespondenz angeführt: "Hinrich Bargmann, NICHT Heinrich Bergmann". Und was steht da bei der Grabauskunft? Natürlich Heinrich... Wundert mich irgendwie gar nicht, da ich selbst ausgiebige Erfahrungen als Wagner, Augmann, Sargmann, Bergmann, Bagmann, Bargman etc. habe ;-)
    Update 7.11.2006: Nach einem eMail meines Vaters wurde der Name rasch und unbürokratisch richtiggestellt.

    Obdach als Bibliothekar

    "Der adelige Exzentriker scheint leider auszusterben. (...) Auch die großen Tage des Mäzenatentums sind vorüber, obgleich es hier und da noch Landhäuser gibt, die einem sanftmütigen Literaten Obdach als Bibliothekar gewähren".

    Nancy Mitford: "Die englische Aristokratie". In: Reinhard Kaiser (Hrsg.): Böse Gedanken einer englischen Lady. Reinbek: rororo 1996, S. 32

    Neuerwerbungen

  • Andrew Clements: The report card. New York: Aladdin 2006 ("Nora Rose Rowley is a genius, but don't tell anyone. She's managed it to fifth grade without anyone figuring out that she's not just an ordinary kid, and she wants to keep it that way. But then Nora gets fed up with the importance everyone attaches to test scores and grades, and she purposely brings home a terrible report card just to prove a point. Suddenly the attention she's successfully avoided all her life is focused on her, and her secret is out. And that's when things start to get really complicated...")
  • Tuesday, September 05, 2006

    "Librarian army" by Laura Klemz

    Librarian army  :)
    Librarian army :),
    originally uploaded by Laura Klemz.

    Der Student, das unbekannte Wesen

    "Er lebt in einem Durcheinander von Schule, Universität, Freundin, Eltern, Vorlesungen, Prüfungen, Seminarien, Ferienjobs und Ferienreisen, Geldmangel, 2 CV oder Käfer oder Uralt-Jaguar, Fahrrad oder Moped, Emotionen und Depressionen - und bei alledem muß er auch noch Bibliotheken besuchen und sich mit Bibliothekaren herumschlagen: Diese haben Mühe mit jenem, jener hat Mühe mit diesen. Im Lebensabschnitt Studium kann ein Brillant geschliffen werden, ein Professor, ein Nobelpreisträger, ein Wirtschaftskapitän, ja sogar ein Bibliothekar: Geschliffen wird der in mannigfacher Beziehung rohe(!) Diamant namens Student, einen Teil des Schleifmittels Diamantsand liefern die Bibliotheken in Form von Bibliothekaren. Keiner kennt sich da wirklich aus, was vorgeht, und wer sich auskennt, der kann's wenigstens nicht erklären".

    Hermann Köstler: "Studenten aus der Sicht eines alten Bibliothekars. Der Student - das bekannte Wesen?". Vortrag beim 25. Österreichischen Bibliothekartag 1998 in St. Pölten 1998

    Monday, September 04, 2006

    Neues von Familie Katz

    In Thomas Hürlimanns neuem Buch "Vierzig Rosen", erschienen im August bei Ammann, erfahren wir Neues über die Familie Katz, die wir in "Fräulein Stark" kennenlernen konnten. Im Mittelpunkt des Romans steht die Pianistin Marie Katz, jüngere Schwester des Stiftsbibliothekars, der sie, so Klaus Zeyringer im Freitags-"Standard", zu einem "strengen Katholizismus" verpflichten will.

    Podcast-Blog

    Melanie Cizmadia postet unter dem Titel "Hör mal zu" über Hörbücher und Podcasts - allerdings in Textform ;-) Das Blog gibt es seit 9. August. Frau Cizmadia schrieb übrigens ihre mit 1,7 bewertete Diplomarbeit über den "Bestandsaufbau von Worttonträgern in Öffentlichen Bibliotheken. Marktsichtung, Informationsquellen und Bewertungskriterien" - wenn das nicht zusammenpasst. Die Arbeit ist im genannten Blog im Volltext abzurufen.

    Tagung der Österreich-Bibliotheken

    "Das Österreichische Ost- und Südosteuropa-Institut veranstaltet vom 5. bis 15. September im Auftrag des Bundesministeriums für auswärtige Angelegenheiten und mit Unterstützung der NÖ Landesakademie im Stift Klosterneuburg ein Seminar für die Mitarbeiter der 51 Österreich-Bibliotheken", meldet die NÖ Landeskorrespondenz heute.

    Die unsterbliche Welt der Bücher

    "Wer sich in der unsterblichen Welt der Bücher etwas heimisch gemacht hat, der wird bald nicht nur zum Inhalt der Bücher, sondern zum Buch selbst in ein neues Verhältnis treten. - Man findet heute viele junge Menschen, denen es lächerlich und unwürdig scheint, statt lebendigen Lebens Bücher zu lieben, sie finden, dafür sei unser Leben allzu kurz und allzu wertvoll, und finden dennoch Zeit, sechsmal in der Woche viele Stunden bei Kaffeehausmusik und Tanz hinzubringen" (Hermann Hesse: Lektüre für Minuten. Gedanken aus seinen Büchern und Briefen. 1. Aufl. Suhrkamp 1971, S. 121)

    Friday, September 01, 2006

    Buchhändlerin Nikita

    In der Nikita-Folge "No one lives forever" wird Nikita ihr Agentinstatus aberkannt, sie muss die Sektion verlassen und soll wieder ein "normales" Leben führen. Und wo arbeitet sie dann? Nein, leider nicht in einer Bibliothek, sondern in einer Buchhandlung (mit Brille, ohne Dutt).

    "Inwastigation"

    Detlef Guertler schreibt in seinem taz-Weblog "Wortistik" unter dem Titel "Müll-Marktforschung" über die Methode von Marktforschungsinstituten, mittels Durchsuchung von Mülltonnen Rückschlüsse auf das VerbraucherInnenverhalten zu ziehen, und schlägt für diese Tätigkeit unter anderem die Begriffe "waste mining" und "Inwastigation" vor :-)